Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt; vor Vervielfältigung und/oder Weitergabe setzen Sie sich bitte mit dem Rechte-Inhaber in Verbindung: Peter J. Gollnik, Nierott 30, 24214 Gettorf
Diese - und eine ganze Reihe weiterer Stories - können Sie ab sofort als e-book, als e-pub auf Ihrem PC oder auf Ihrem Kindle oder anderen Lesegeräten lesen. Sie finden Sie unter dem Titel "Hinter den Fassaden" bei den allermeisten E-Book-Anbietern, bei Amazon für den Kindle unter ASIN B00F124QIY, sonst unter ISBN 3847651854, bzw. unter ISBN 9783847651857.
Als "Sinnweg" möchte eine Gruppe um den Ingenieur, Architekten und früheren Handball-Star Holger Thiesen die Kanalwirtschaftswege zwischen Rendsburger Fußgängertunnel und Oldenbüttel gestalten - Steinplatten zwischen den Betonspuren mit Sprüchen darauf sollen "zum Sinnen", zum Nachdenken, auch zum Erheitern, bis hin zum Erregen, anstiften.
Erregung hat das jüngste Projekt des Ideen-Sprudlers Thiesen
schon vor seinem Beginn erzeugt: Mit seinen ernsthaften Kollegen aus
der RD-Marketing-Organisation hat er sich deswegen überworfen -
"da war mir vorgeworfen worden, dass ich so'ne alberne Sache mache".
Dabei hatte er mit denen doch in der Vergangenheit so schöne Dinge
wie das "Poker Race" initiiert (ein Laufwettbewerb, bei dem
pünktliches Eintreffen am Ziel im Vordergrund stand), oder das
organisierte Lachen im Fußgängertunnel unter dem Kanal, mit
dem Rendsburg beinahe berühmt geworden wäre, und bei dem auch
schon Sprüche nachdenklich machten wie "Hörst Du das Lachen
am Ende, am Anfang des Tunnels?"
Solch ein Spruch könnte demnächst auch irgendwo auf dem
Kanalwirtschaftsweg zum Stoppen einladen, vielleicht darf's auch Goethe
sein: "Die Tat ist alles, nichts der Ruhm!"
Die Genehmigung zum Verlegen der Steine (fachmännisch, damit
niemand stolpert) hat Thiesen bereits vom Wasser- und Schifffahrtsamt
bekommen - mit dem mündlichen Zusatz: "Wir freuen uns auf den Tag,
an dem sie uns den ersten Stein in den Weg legen". Der Tag ist schon
klar: Der 8. August wird das sein; irgendwo zwischen Rendsburg und
Oldenbüttel ("wo, wird nicht verraten, die Leute sollen die Augen
offen halten"). Und damit's ganz geheimnisvoll ist, wird es vielleicht
um fünf vor Mitternacht sein, bei Viertelmond, unter einer der
Kanallaternen.
Der Stein ist auch schon da; bei Steinmetzmeister Rolf Ingwersen in der
Schleswiger Chaussee in Rendsburg inspizierte Thiesen ihn gestern. Der
Spruch steht ebenfalls fest, für gut befunden von einem
Redaktionskollegium, in dem auch zwei Pastoren sitzen. Kosten: "So ab
270 Euro" rechnet Thiesen vor, je nach Spruchlänge, das sind die
reinen Steinmetzkosten.
Dafür braucht's natürlich Spender - die werden in einem
Katalog aufgeführt, bekommen eine Urkunde; 16 Steine sind schon
"weggebucht".
Ach ja, die Steine: Nicht irgend welche sind es, die den "Sinnweg" (hin
und zurück bummelig 42 Kilometer, eine Marathonstrecke) ausmachen
sollen - sondern ausgediente Grabsteine von aufgelassenen Gräbern.
Die würden sonst "zerbrochen, zerschreddert, als
Straßenunterbau verwendet", hatte Thiesen herausgefunden - und
will ihnen einen neuen "Sinn" geben: "Die Steine, der Name darauf, sie
sollen so weiter leben". Jedenfalls als Rückseite. Was auch wieder
"zum Sinnen" anregt.
__________________
Ab hier Werbung: