Geschichten aus der Provinz

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Ein Ideen-Sprudler und sein "Sinnweg"

Der Spruchstein-Marathon

Als "Sinnweg" möchte eine Gruppe um den Ingenieur, Architekten und früheren Handball-Star Holger Thiesen die Kanalwirtschaftswege zwischen Rendsburger Fußgängertunnel und Oldenbüttel gestalten - Steinplatten zwischen den Betonspuren mit Sprüchen darauf sollen "zum Sinnen", zum Nachdenken, auch zum Erheitern, bis hin zum Erregen, anstiften. Holger Thiesen am Nord-Ostsee-Kanal . Foto: Peter Gollnik

Erregung hat das jüngste Projekt des Ideen-Sprudlers Thiesen schon vor seinem Beginn erzeugt: Mit seinen ernsthaften Kollegen aus der RD-Marketing-Organisation hat er sich deswegen überworfen - "da war mir vorgeworfen worden, dass ich so'ne alberne Sache mache". Dabei hatte er mit denen doch in der Vergangenheit so schöne Dinge wie das "Poker Race" initiiert (ein Laufwettbewerb, bei dem pünktliches Eintreffen am Ziel im Vordergrund stand), oder das organisierte Lachen im Fußgängertunnel unter dem Kanal, mit dem Rendsburg beinahe berühmt geworden wäre, und bei dem auch schon Sprüche nachdenklich machten wie "Hörst Du das Lachen am Ende, am Anfang des Tunnels?" Solch ein Spruch könnte demnächst auch irgendwo auf dem Kanalwirtschaftsweg zum Stoppen einladen, vielleicht darf's auch Goethe sein: "Die Tat ist alles, nichts der Ruhm!"

Die Genehmigung zum Verlegen der Steine (fachmännisch, damit niemand stolpert) hat Thiesen bereits vom Wasser- und Schifffahrtsamt bekommen - mit dem mündlichen Zusatz: "Wir freuen uns auf den Tag, an dem sie uns den ersten Stein in den Weg legen". Der Tag ist schon klar: Der 8. August wird das sein; irgendwo zwischen Rendsburg und Oldenbüttel ("wo, wird nicht verraten, die Leute sollen die Augen offen halten"). Und damit's ganz geheimnisvoll ist, wird es vielleicht um fünf vor Mitternacht sein, bei Viertelmond, unter einer der Kanallaternen.

Der erste Stein: "Ideensprudler" Thiesen mit Sohn bei Meister Ingwersen. Foto: Peter Gollnik Der Stein ist auch schon da; bei Steinmetzmeister Rolf Ingwersen in der Schleswiger Chaussee in Rendsburg inspizierte Thiesen ihn gestern. Der Spruch steht ebenfalls fest, für gut befunden von einem Redaktionskollegium, in dem auch zwei Pastoren sitzen. Kosten: "So ab 270 Euro" rechnet Thiesen vor, je nach Spruchlänge, das sind die reinen Steinmetzkosten.

Dafür braucht's natürlich Spender - die werden in einem Katalog aufgeführt, bekommen eine Urkunde; 16 Steine sind schon "weggebucht".

Ach ja, die Steine: Nicht irgend welche sind es, die den "Sinnweg" (hin und zurück bummelig 42 Kilometer, eine Marathonstrecke) ausmachen sollen - sondern ausgediente Grabsteine von aufgelassenen Gräbern. Die würden sonst "zerbrochen, zerschreddert, als Straßenunterbau verwendet", hatte Thiesen herausgefunden - und will ihnen einen neuen "Sinn" geben: "Die Steine, der Name darauf, sie sollen so weiter leben". Jedenfalls als Rückseite. Was auch wieder "zum Sinnen" anregt.

PETER J. GOLLNIK, Juli 2004
Wer sich beteiligen will: Holger Thiesen, e-mail: holger@akademie-olympia.de



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