Geschichten aus der Provinz

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Billigst-Arbeit ohne Papiere

Freunde aus Polen

Letztlich lief's doch daneben: Von billigen Arbeitskräften aus Polen hatte sich der 58-Jährige in seiner Firma in Mittelholstein beim Bau von Pferdeboxen und Hindernissen für Turniere gute Gewinne versprochen. Seine GmbH ist inzwischen pleite, die Billigst-Arbeit brachte ihn vor das Neumünsteraner Amtsgericht: Wegen "Einschleusens von Ausländern" und "ausbeuterischer Beschäftigung von ausländischen Arbeitnehmern".

Nun, das seien eben "Freunde" gewesen, die ihm da bei der Arbeit geholfen hätten, argumentierte der Angeklagte noch zu Beginn der Verhandlung. "Die, die sie da hatten, kamen aus Polen", half Richter Hans-Rainer Pichinot dem einstigen Arbeitgeber, sich zu erinnern.

"Wir haben einen Makler gehabt, der uns die Leute für 14 Tage angeboten hat", fiel dem auch gleich wieder ein - "dann haben wir die Leute angemietet, wir haben die Stundenzettel abgezeichnet und mussten die Löhne an den Makler zahlen". Das sei auch alles abgeklärt gewesen mit der Deutschen Botschaft in Warschau.

War's wohl nicht so ganz - Richter Pichinot: "Die Freunde hatten nicht die entsprechenden Papiere", sprich Arbeitserlaubnis und Visum. Ein wenig unsicher sei er da schon gewesen, räumte der einstige Boxen-Bauer ein, dessen Erfahrung 1999 in Süddeutschland auf diesem Gebiet schon einmal gerichtskundig geworden war.

Mit einem "Ich pack' das jetzt mal etwas pragmatischer an", kam Richter Pichinot ganz schnell zu einem Urteil: Schuldig der Einschleusung von Ausländern in drei Fällen, schuldig in einem Fall der ausbeuterischen Beschäftigung (wegen der Nichtabführung von Sozialbeiträgen). Macht (außer den Verfahrenskosten): 100 Tagessätze.

Dass die nur auf jeweils 20 Euro berechnet wurden und auch noch in 50 Monatsraten abgestottert werden dürfen, könnte den einstigen Geschäftsmann dennoch hart ankommen: Von 1100 Euro Rente lebe er, hatte er zuvor offen gelegt, 500 Euro monatlich zahle er noch für die Pleitefirma ab, dazu komme Miete, Lebenshaltung - "wir leben einfach dahin".

PETER J. GOLLNIK



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