Geschichten aus der Provinz

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Kleinkrimineller mit 22 Jahren - Tränen vor Gericht

Ein begabtes Leben

Sechs Monate Haft mit drei Jahren Bewährungsfrist, Bewährungsaufsicht, 100 Stunden gemeinnützige Arbeit, ständiger Kontakt zur Drogenberatung: Das war die Quittung des Gerichts für einen 22-Jährigen, der von einem kurz danach verstorbenen Rentner 4000 Euro für versprochene Gartenarbeiten kassiert und das Geld dann für seine Freundin und sich verjubelt hatte.

Mehrere andere Anklagen, bei denen es unter anderem um Diebstahl aus einer Wohnung ging, fielen angesichts dieses schwersten Falles unter den Tisch. "Was passiert mit mir jetzt? Ich habe doch damit gar nichts zu tun", hatte der 22-Jährige dazu geäußert.

Er habe "begabt gelebt", attestierte Richter Janssen dem Angeklagten, "auch mit Ihren Geschichten, die Sie heute erzählt haben" - und von denen keine mit Fakten untermauert gewesen sei. "Ihnen wird vorgeworfen, alte Leute über den Tisch gezogen zu haben", fasste Staatsanwalt Hans-Peter Meier das Register des Mannes zusammen.

Dieses Register eines "begabten" Lebens hörte sich beeindruckend an: 22 Fälle in Neumünster, elf in Hamburg, alles in allem 41 Verfahren - mit Taten wie der, bei der er sich einer 84-Jährigen als Verwandter von Nachbarn vorgestellt und 100 Mark für ein angeblich wartendes Taxi erschlichen hatte.

Beeindruckend auch die Selbstdarstellung des Angeklagten vor Gericht, sogar mit einer Träne: Er habe unter der Scheidung seiner Eltern gelitten, habe in Heimen gelebt, sei in "einen ziemlich blöden Freundeskreis" geraten, habe Drogen genommen - nun wolle er aber sein Leben ändern, eine Lehre machen, eine Wohnung habe er auch.

Das selbe habe er schon vor zwei Jahren erzählt, erinnerte sich Richter Janssen, der mit seinem Urteil dem Antrag des Staatsanwaltes folgte. "Ich gehe davon aus, dass das Eindruck macht auf Sie", so der Richter, und: "So wie bisher werden Sie nicht weiter kommen in ihrem Leben".

Peter J. Gollnik



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